Auftakttreffen zur regional-medizinischen Versorgung in der Verbandsgemeinde

10. Oktober 2019

Klinik und niedergelassene Ärzte gehen mit positivem Befund aus Gespräch

Zell. „Es war ein richtiger Schock für mich, als ich am Telefon erfuhr, dass der Träger des Klinikums Mittelmosel Insolvenz anmeldete“, eröffnete Bürgermeister Karl Heinz Simon den Runden Tisch, zu dem dieser gemeinsam mit dem Zeller Stadtbürgermeister Hans-Peter Döpgen in der Region Zell niedergelassene Ärzte sowie die Betriebsleitung und Ärzteschaft aus dem Klinikum Mittelmosel, unter anderem vertreten durch die Kaufmännische Direktorin Birgit Mohr, den Ärztlichen Direktor Harald Levy, den Pflegedirektor Vladimir Lejrich sowie den Geschäftsführer der ViaSalus als Träger der Klinik, Herrn Manfred Sunderhaus, eingeladen hatte.

Hervorgegangen war der Termin aus einer Resolution, in der sich die Verbandsgemeinde zu Beginn des Insolvenzverfahrens an die Verantwortlichen der Politik mit der Forderung wandte, das Klinikum Mittelmosel zu erhalten. „Die Insolvenz ist vorüber, aber die Sorgen sind geblieben“, mit diesem Satz übergab Simon das Wort dem ViaSalus-Geschäftsführer Manfred Sunderhaus.

Er verstehe die Sorgen und könne auch nicht alle nehmen, entgegnete Sunderhaus und stellte zunächst in einem Impulsvortrag die Alexianer als neuen Minderheitsgesellschafter vor, deren Hauptgeschäftsführer Andreas Barthold sich leider für den Termin entschuldigen musste. Ein von den Alexianern gewährtes Darlehen erlaubte es, alle anerkannten Forderungen der Gläubiger zu 100 Prozent zu befriedigen. „Dies kommt ja auch nicht alle Tage vor“, betonte Herr Sunderhaus, „aber da die Insolvenz frühzeitig angemeldet wurde, verfügte man über genügend Liquidität, um das Verfahren in Eigenverwaltung durchzuführen und sich ausreichend Handlungsspielraum zu erhalten.“

Auslöser für die Insolvenz waren neben der allgemein schlechten Ertragslage im Krankenhaussektor vor allem Verzögerungen eines Bauprojekts des St. Elisabethen Krankenhauses in Frankfurt und dadurch deutlich gestiegene Baukosten, weshalb man sich von diesem Haus getrennt habe. Zu den durchgeführten Sanierungsmaßnahmen in Zell gehörte primär ein mäßiger Stellenabbau, der nach einem Sozialplan erfolgte.

Die ViaSalus GmbH wird weiterhin von der auf den Gesundheitssektor spezialisierten Unternehmensberatung WMC Healthcare begleitet, mit der gemeinsam das Ziel eines wirtschaftlich tragfähigen Klinikums verfolgt wird. Auf die Frage des Bürgermeisters, ob dies denn bei 100 Betten überhaupt gehe, erklärt Nicolai Förster von WMC, der ebenfalls am Runden Tisch teilnahm, dass dies sehr wohl geht: „Die Notwendigkeit des Standortes als Krankenhaus sei im Übrigen nach §9 Abs. 1a Nr. 6 Krankenhausentgeltgesetz, der sich auf die Frage der Versorgungsnotwendigkeit bezieht, ganz klar festgestellt worden.“ Sunderhaus erläutert: „Das gemeinsam mit WMC erarbeitete Konzept beinhaltet die Fortführung von Anästhesie, Intensivmedizin, Chirurgie, Innerer Medizin, Notfallmedizin und Palliativmedizin sowie die der durch Kooperationsärzte abgedeckten Bereiche Augenheilkunde, Gynäkologie, HNO, Dialyse,Radiologie und Pädiatrie. Innerhalb der Bereiche geht es um eine Fokussierung des Leistungsspektrums und darum, so eine Effizienzsteigerung zu erreichen.“ Er führte dazu aus, dass Doppelspitzen abgebaut wurden und das Problem der kleinteiligen Fachabteilungen angegangen worden ist. Neben der Personal- gehe es auch um die Sachkostenstruktur. Hier hat Sunderhaus zum Beispiel die stärkere Nutzung von Synergieeffekten aus dem Verbund angesprochen. Das Thema Bettenzahl selbst hänge auch weniger mit absoluten Zahlen zusammen als vielmehr mit dem für die Versorgung der Bevölkerung angebotenen Leistungsspektrum der Klinik. „Wir streben für das Klinikum Mittelmosel einen Feststellungsbescheid für ca. 100 Betten an“, führt Sunderhaus abschließend das Konzept für das Klinikum aus.

Aus der Reihe der Niedergelassenen wurden unter anderem personelle Engpässe im Fachärztebereich angesprochen, von denen aktuell verschiedene Bereiche des Klinikums betroffen sind. „Für den Facharztbereich liegen bereits Bewerbungen vor, zusätzlich haben wir eine Personalagentur eingeschaltet“, erläutert Birgit Mohr die gesuchte Lösung der Personalproblematik für das Klinikum.

Niedergelassene und Ärzte des Klinikums stellten fest, dass man auf beiden Seiten ein Problem damit habe, Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen. Hier spielen auch die Familien eine wesentliche Rolle, die die Entscheidung mit tragen. Die Verbandsgemeinde will deshalb darüber nachdenken, wie und in welchem Medium die für die Lebensqualität und den Lebensalltag in Zell entscheidenden Infrastrukturangebote und -merkmale noch besser dargestellt werden können. „Wir sind gerne auch Ansprechpartner für interessiertes medizinisches Fachpersonal, um Themen wie den Kita-Platz, den Schulbesuch oder sonstige Rahmenbedingungen zu klären“, erläutert Bürgermeister Simon.

Gemeinsam stellte man fest, dass zur Lösung der Probleme, die auf beiden Seiten bestehen, eine stärkere Zusammenarbeit zwischen dem Bereich der Niedergelassenen und der Klinik notwendig sei, zumal alle Akteure egal an welcher Stelle, dasselbe Anliegen haben. Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Region wollen sich die Ärzte enger miteinander verzahnen. Alle Beteiligten bestätigten am Ende einer sehr ehrlichen, transparenten und kritischen Diskussion die Auffassung, dass es sich bei dem Runden Tisch um eine sehr wichtige, vertrauensbildende Maßnahme handelt, aus der weitere Aktionen hervorgehen sollten. So wurden neben einem Neujahrstreffen, einer Einladung zu einem Herbstreffen der Verbandsgemeinde an alle Akteure auch spezifischere Maßnahmen wie die Wiederbelebung eines Qualitätszirkels, regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen, gegenseitige Hospitationen und die Ansiedlung von Arztpraxen am Klinikum angesprochen. „Wir sind für alle Vorschläge offen“, so Sunderhaus abschließend. Er bedankte sich gemeinsam mit den Vertretern des Klinikums bei allen für die Initiative sowie ganz besonders für die Teilnahme der Niedergelassenen. „Der Termin war ein guter Einstieg in eine engere Zusammenarbeit für die Versorgung unserer Bevölkerung“ bestätigt Bürgermeister Simon abschließend und verabschiedete alle mit einem positiven Blick in die Zukunft.



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