Verabschiedung und Begrüßung bei den Armen Dienstmägden Jesu Christi in Zell

09. Mai 2017

Zell. Eine Ära wandelt sich nach rund 130 Jahren

Am Sonntag, 7. Mai, beging Zell ein historisches Ereignis. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes, den Pastor P. Diederichs zelebrierte, und anschließendem geselligen Beisammensein wurde der Zeller Konvent der Armen Dienstmägde Jesu Christi verabschiedet. 

Nach einigen Jahren der ambulanten Krankenpflege und sonstiger sozialer Arbeit in Merl gründeten drei Schwestern, die auf Bitten des damaligen Pfarrers August Schmitz von Merl nach Zell kamen, im Jahre 1886 das St. Josef-Krankenhaus. Im ehemaligen Kloster der Franziskanerinnen leisteten sie mit sechs Kranken- und einem Fremdenbett jetzt auch stationäre Fürsorge. 

Noch in demselben Jahr wurden die Handarbeitsschule sowie die Kleinkinderschule und wenig später die Nähschule eröffnet. Sämtliche Einrichtungen der Dernbacher Schwestern erfreuten sich reger Nachfrage seitens der Zeller Bürger.

Die Dernbacher Schwestern waren von Anfang an gut eingebunden in die Region. Bei Naturkatastrophen half man sich gegenseitig. Patienten fanden bei Hochwasser mit einem Nachen den Weg zum Krankenhaus bzw. die Schwestern umgekehrt ihren Weg zu den ambulant zu versorgenden Menschen - Hausbesuche per Boot. Leid wurde gemeinsam gemeistert und getragen. Für die notwendigen Aufräumarbeiten nach einem Hochwasser erhielten die Dernbacher Schwestern immer wieder tatkräftige Hilfe aus der Stadt. Auch an freudigen Anlässen beteiligte sich die Stadt wie beispielsweise den Feierlichkeiten anlässlich eines Goldenen oder Diamantenen Ordensjubiläums.

Während der beiden Weltkriege versorgten die Schwestern die Verwundeten nicht nur mit ihrer guten Pflege, sondern auch mit warmem Essen. Ebenfalls infolge der Kriegszeit übernahmen die Schwestern vermehrt Kinder in ihre Obhut, wenn Frauen Zusatzarbeit leisten mussten, da die Männer als Soldaten dienten. So wussten die Zeller Familien ihren Nachwuchs gut betreut. 

Anerkennung für ihre Verdienste erhielten die Armen Dienstmägde Jesu Christi nicht nur persönlich von der Bevölkerung, sondern auch symbolisch in Form der Deutschen Rote-Kreuz-Medaille und bei der Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie der Goldenen Ehrennadel des Caritasverbandes. 

Die Dernbacher Schwestern erhielten auch seitens der Stadt Unterstützung. Anlässlich ihres 700-jährigen Bestehens im Jahre 1922 wurden Gelder gesammelt für die dringend notwendige Vergrößerung des Krankenhauses. Leider jedoch verloren die gesammelten Gelder bei der Inflation ihren Wert. 

Auch die schwere Grippeepidemie 1928 trugen Zeller Bürger und Dernbacher Schwestern gemeinsam. Dabei bestand die Entlohnung aufgrund Not der Menschen vielfach nur aus einem `Vergelt s Gott`. Umgekehrt übernahm die Stadt Zell in einem einstimmigen Beschluss die Bürgschaft, als es darum ging, ein größeres Krankenhaus in der ehemaligen Zigarrenfabrik Graeff einzurichten. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre forderte sowohl Zeller als auch die Dernbacher Schwestern gemeinsam. In der NS-Zeit musste die Nähschule geschlossen werden. Damit stand diese Ausbildung für viele junge Mädchen und Frauen nicht mehr zur Verfügung. Die Betreuung der Kinder konnte noch weiter aufrechterhalten werden, rund 100 – 160 Kinder besuchten den Kindergarten. 

Als im Jahre 1948 ein wolkenbruchartiges Unwetter Regen und Schlamm in unvorstellbaren Mengen in die Häuser und damit auch in das Krankenhaus brachte, kamen viele Helfer, so dass die Klinik bereits nach fünf Tagen wieder sauber und aufgeräumt war. 

Das beginnende Wirtschaftswunder erreichte nicht Jeden sofort, Armut zeigte sich auch noch Anfang der 1950er Jahre. Hier halfen die Dernbacher Schwestern u.a. mit unentgeltlichen Speisungen und ausgegebenen Lebensmitteln sowie Kleidung, Wäsche, Bargeld und Pflegenachlässen.

Mitte der 1960er Jahre wurde der Beschluss zum Neubau gefasst. Eine Liegenschaft einer solchen Größenordnung unterzubringen, stellte keine leichte Aufgabe dar. Nur durch die große Unterstützung der Stadt Zell und insbesondere der Förderung durch Bürgermeister Georg Weimer konnte dies ermöglicht werden. So stellte die Stadt dem Träger das ca. 7,5 ha große Gelände „Auf dem Barl“ zur Disposition. Nachdem die Stadt einige Zeit später einen Hochbehälter errichtet hatte, war es erstmalig möglich, Wasser auf den „Barl“ zu pumpen. Damit stand dem Baubeginn für das neue Krankenhaus nichts mehr im Wege.

Als 1971 die Zeller Sozialstation offiziell eröffnet wurde, beteiligten sich gemeinsam mit sechs Gemeindeschwestern und Altenpflegerinnen auch die Armen Dienstmägde Jesu Christi an der Betreuung der hilfsbedürftigen Menschen. Im Folgejahr dankte die Stadt Zell Schwester Emara, die über 35 Jahre den Kindergarten geleitet hatte – viele Zeller Bürger können sich gewiss noch an diese Zeit erinnern.

Als es 1974 an den Umzug in das neue Krankenhausgebäude ging, konnten sich die Dernbacher Schwestern über zahlreiche freiwillige Helfer für die vorbereitenden Arbeiten und den Umzug des Inventars und zuletzt auch der Patienten freuen. 

Die Verbundenheit mit den Zellern zeigt sich bis in die heutige Zeit, beispielsweise bei musikalischer Begleitung bei Besuchen der Patienten zur Weihnachtszeit. Umgekehrt halfen die Schwestern beim Hochwasser 1993 aus, indem sie Eintopf, Würstchen und Brötchen austeilten oder Waren einiger Geschäftsleute zeitweise einlagerten, die ansonsten durch die Naturkatastrophe beschädigt worden wären. Auch an den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Todestages der Ordensgründern Katharina Kasper zeigten die Zeller rege Beteiligung.

Nach 131 Jahren schließen die Armen Dienstmägde Jesu Christi jetzt ihren Konvent in Zell. Doch ihre Tradition des menschenzugewandten und barmherzigen Wirkens wird fortgesetzt. Ihre Zielsetzungen – die Fürsorge für Kranke und hilfebedürftige Menschen - hatte bereits vor einigen Jahren die DERNBACHER GRUPPE KATHARINA KASPER übernommen. In der Region erfolgt dies mit dem Klinikum Mittelmosel, den Medizinischen Versorgungszentren in Zell und Traben-Trarbach und demnächst auch mit dem Seniorenzentrum Mittelmosel und dem Lokalen Gesundheitszentrum.  

Statt einer Krankenhausoberin aus den Reihen der Ordensgemeinschaft übernehmen jetzt weltliche Ordensvertreter diese Aufgaben. So wurde am 7. Mai Birgit Mohr als neue Ordensvertreterin für die Mittelmosel begrüßt. Diese kennt das Klinikum Mittelmosel bereits seit 1992 und verantwortet seit 2016 als Kaufmännische Direktorin die Geschicke der Klinik. 

Provinzoberin Sr. Simone Weber und Geschäftsführerin Elisabeth Disteldorf bedankten sich bei der neuen Ordensvertreterin, dass sie die Aufgaben übernimmt und damit dafür sorgt, dass die Tradition der Dernbacher Schwestern weitergeführt wird. 

BUZ

Abschied und Begrüßung in Zell
Am 7. Mai wurde der Konvent der Armen Dienstmägde Jesu Christi im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes aus Zell verabschiedet und die neue Ordensvertreterin im Klinikum Mittelmosel, Kaufmännische Direktorin Birgit Mohr, herzlich begrüßt
(von links) Sr. Simone Weber, Provinzoberin der Armen Dienstmägde Jesu Christi, Birgit Mohr, Kaufmännische Direktorin und Ordensvertreterin, Harald Levy, Ärztlicher Direktor, Elisabeth Disteldorf, Geschäftsführerin, Vladimir Lejrich, Pflegedirektor



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